Philosophisch-mathematische Grundlagen einer exakten Wissenschaft des Geistes

Dieses Projekt soll einen einheitlichen Rahmen formulieren, innerhalb dessen neben philosophischen Reflexionen auch naturwissenschaftliche und phänomenologische Erkenntnisse Platz finden, um letztlich Geist als zur Natur gehörend zu verstehen und deren wechselseitige Bedingtheit zu begreifen. Ziel ist es, eine exakte Darstellungsweise zu finden, die den zahlreichen Überlegungen aus der Philosophie des Geistes und der Naturphilosophie gerecht werden kann. Das Projekt baut dabei auf folgende zwei Überlegungen:

Erste Erwägung: Die Objektive Natur

Am Beispiel der chemischen Wissenschaften kann ein Naturverständnis herausgearbeitet werden, welches sich aus einer Reflexion über Begriffe, Theorien und Praktiken zeitgenössischer Forschung ergibt. Dabei stellen Denken, Sprechen und Handeln, wie sie paradigmatisch im Rahmen einer externe SeitePhilosophie der Chemie beschrieben werden, eine Herausforderung für das etablierte Bild von Wissenschaft dar, das sich auf vereinfachende Annahmen wie den Reduktionsmus oder die Unabhängigkeit von Theorie und Praxis stützt.
Besonders soll dabei auch die Vorstellung untersucht werden, wonach komplexe Systeme emergente Eigenschaften zeigen, die zwar auf der Dynamik der Systemkomponenten basieren, aber nicht auf deren isoliertes Verhalten reduziert werden können.

Stichworte: Atome, Elemente, Reduktionismus, Emergenz, Selbstorganisation

Zweite Erwägung: Natürliche Subjekte

Der Behauptung, das Geist als natürliches Phänomen zu verstehen sei, welches ein mögliches Objekt naturwissenschaftlicher Untersuchung darstelle, scheint insbesondere der Aspekt des Bewusstseins Schwierigkeiten zu bereiten, was sich an den unterschiedlichen Beschreibungsweisen zeigt, mit denen die Phänomene des Erlebens von materiellen Zuständen unterschieden werden. Dies wird oft im Rahmen verschiedener Metaphysiken letztbegründet, wie sie in der Philosophie des Geistes seit jeher bekannt sind. Für Viele stellt dabei der externe SeitePanpsychismus eine attraktive Alternative dar, die den Graben zwischen materialistischer Naturbeschreibung und dem nur subjektiv zugänglichen Bewusstsein zu überbrücken verspricht. Dabei wird häufig die Annahme einer empfindenden Substanz gemacht, welche allen physikalischen Vorgängen zugrunde liegt. Alternativ dazu werden zur Zeit einige Theorien entwickelt, die einen „modernen“ Panpsychismus postulieren, der mit reduktionistischen Ansätzen aus den Wissenschaften vereinbar scheint. Allerdings ist auch dieser mit einigen Schwierigkeiten konfrontiert.
Anstelle von Überlegungen, die auf die Beschreibung einer geeigneten psycho-physischen Substanz oder eines Mechanismus, der Bewusstsein aus Materie erzeugt, abzielen, sollen die strukturellen Bedingungen, die einer möglichen Auflösung des Leib-Seele-Problems zugrunde liegen, untersucht werden.

Stichworte: Bewusstsein, Kognition, Phänomenologie, Panpsychismus, Mereologie

Mitwirkende:
Dr. Robert Prentner
Prof. Dr. Michael Hampe

Veröffentlichungen zum Thema

  • Robert Prentner. Erweiterter Geist – Erweitertes Bewusstsein? erscheint in: Ist der Geist im Kopf? Die These des erweiterten Geistes in Philosophie und Wissenschaft, Michel, J. G. et al. (Hg.), mentis.
  • Robert Prentner. „Thinking Beyond Patterns.“ Focusing Journal 33: 32 – 37, 2014.
  • Robert Prentner. A Framework for Critical Materialists. Mind & Matter, 12(1): 93 – 118,
    2014.

Dieses Projekt wurde durch ein ETH Research Grant mitfinanziert.

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